SAFe – im Nu erklärt
Im Umfeld des Organisations- und Workflow-Managements treten ständig neue Frameworks strukturierter Leitlinien zu Rollen und Zuständigkeiten, zur Planung und Verwaltung von Aufgaben und zu förderungswürdigen Werten auf. Eines davon ist das Scaled Agile Framework® (SAFe®). Welches Problem löst SAFe? Weshalb ist es plötzlich in aller Munde? In Form eines FAQ zeigen wir hier auf, was man über SAFe wissen sollte.
Was ist SAFe, welches Problem löst es?
Inzwischen kennt wahrscheinlich jeder das Scrum-Framework, welches für agile Teams ausgelegt ist. SAFe ist für agile Unternehmen ausgelegt. Es erlaubt jedem Unternehmen eine agile Arbeitsform, eben nicht nur auf Teamebene, sondern auch auf jener des Unternehmens. Während also ein Team die Wünsche und Probleme eines Kunden selten allein lösen kann, skaliert SAFe agile Methoden für mehrere Teams. Dadurch wird es vor allem für grosse Unternehmen möglich, auf allen Ebenen agil zu funktionieren, was gerne «business agility» genannt wird. Konkret ist SAFe also ein definiertes System, das grossen Unternehmen vorgibt, wie es sich von der Team- bis zur Management-Ebene organisieren muss, um agil zu sein.
Weshalb ist SAFe plötzlich in aller Munde?
Zahlreiche Frameworks (Nexus, Scrum usw.) möchten Unternehmen dabei unterstützen, ihre Wendigkeit zu erhöhen. Besonders an SAFe ist, dass es nicht nur agile Praktiken und Prinzipien einführt, sondern eben auch die Erkenntnisse aus Lean, DevOps und Design Thinking 5.0. Die geniale Kombination aus wegweisenden Ideen zu Projektmanagement, Produktentwicklung und Softwareentwicklung, integriert in einem einzigen Komplettpaket, hat dazu geführt, dass SAFe heute in Grossunternehmen das führende Framework ist. Es wird weltweit in allen Branchen praktiziert, von Behörden und Gesundheitswesen bis hin zu Luft- und Raumfahrt, Automobilindustrie und Finanzwesen. Mehr als 20’000 Unternehmen haben ihre Mitarbeiter in SAFe geschult, und bereits seit 2017 berichten Gartner und der State of Agile-Report von Digital.ai nebst anderen, dass dieses Framework gegenüber anderen Skalierungsframeworks einen deutlichen Vorsprung hat.
Wo lohnt sich der Einsatz von SAFe, wo nicht?
Primär ist die Unternehmensgrösse ausschlaggebend. Agile Teams wenden typischerweise Scrum an, übertragen auf grössere Unternehmen, also mit über 200 Mitarbeitenden, wären so schnell zig Scrum-Teams nebeneinander am Wirken und niemand wüsste genau, welches Team gerade an was arbeitet. SAFe bildet hier eine übergreifende Struktur und verhindert damit ein zunehmendes innerbetriebliches Chaos in Grossunternehmen. Das oft auch «Team of Teams» genannte Framework kann man sich dabei auch als einen Eisenbahnzug vorstellen, der mehrere Waggons, also die Scrum-Teams, vorantreibt. Also: Scrum für einzelne, alleinstehende Teams; SAFe ab fünf Scrum-Teams in einem Unternehmen oder Konzern.
Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, damit der Einsatz von SAFe zum Erfolg wird?
Die lassen sich praktisch an einer Hand abzählen:
SAFe ist hervorragend für die Ausrichtung einer Organisation an lean-agile Prinzipien, aber nur, wenn diese eine gewisse Grösse aufweisen, also Teams mit 50 bis 100 Personen und mehrere parallele Projekte. SAFe wird daher oft als «schwergewichtig» bezeichnet – was aus der Sicht von Kleinunternehmen stimmen mag. Sich SAFe genauer anzuschauen, ist trotzdem sinnvoll, wie schon vor einiger Zeit Scrum. Was man davon wie schnell umsetzen kann und möchte, ist eine andere Sache. Sind agile Softwaremethoden (Scrum, Kanban u. a.) bereits etabliert, kann ein Unternehmen bei wachsender Zahl der Scrum-Teams mit dem SAFe den enger werdenden Skalierungsgrenzen entgegenwirken.
Um die Voraussetzung Leadership und Governance zu erfüllen, fordert von einem Unternehmen, das Zepter in die Hand einer modernen Lean-Agile Leadership zu legen, denn SAFe kann nur gemeinsam in eine Organisation eingeführt werden. Und schliesslich die letzte Voraussetzung: Das Ziel von SAFe und skalierter Agilität ist stets die optimale Wertschöpfung durch Produktivitätssteigerung, Mitarbeiterzufriedenheit, Time-to-Market und Qualität. Dies gelingt bloss, wenn die nachhaltige Verbesserung à la Kaizen angewandt wird und die kontinuierliche Innovation und Verbesserung strategisches Unternehmensziel sind.
Müssen alle Mitarbeitenden in SAFe geschult werden?
Arbeiten diese Mitarbeitenden in agilen Teams, dann ja. Denn eine Schulung ist enorm wichtig, um das Framework mit Leben zu füllen. Der Transformationsprozess lässt sich dabei beispielsweise in Orientierungsworkshop zu SAFe für das Management, die Organisation einer Change-Fair für die Mitarbeitenden, rollenspezifische Trainings (Agile Developer Skills, Agile Tester, Product Owner etc.) und Coachings für die Scrum-Master realisieren. So können Mitarbeitende aller Ebenen gemeinsam lernen und wachsen, sodass sich das Unternehmen formen und an eine sich ständig verändernde Welt anpassen kann.
Gibt’s bei SAFe eine Achillesferse?
Ein Nachteil von SAFe ist eine Tendenz zur Inflexibilität. Die entsteht durch die vielen Ebenen mit zusätzlichen Rollen und Abhängigkeiten sowie der damit verbundenen Top-down-Orientierung. Die hierarchische Struktur frisst Agilität. Es besteht die Gefahr, dass bei der Implementierung von SAFe agil zu mechanistisch gelebt wird und wenig menschlich. Zudem mangelt es bei SAFe häufig an einer End-to-End-Verantwortung, was eine schnelle und kundenzentrierte Umsetzung erschwert. Die Probleme entstehen dadurch, dass die Produkte der einzelnen agilen Teams nicht aufeinander abgestimmt sind und somit nicht auf das strategische Gesamtziel einzahlen.
Wo finde ich gute Case Stories aus der Praxis?
Die von Scaled Agile geführte Website scaledagileframework.com führt einige spannende Casestories aus der Praxis, beispielsweise von EdgeVerve Systems, LEGO und von Fitbit.
Und wo finde ich weitere Informationen zu SAFe?
Wir empfehlen die Website von Atlassian, da finden Sie eine ausführliche Beschreibung von SAFE, über die dazugehörenden Prinzipien und die Unterschiede zu anderen Agile-Frameworks.